Oft wird behauptet, Menschen mit einer bipolaren
Erkrankung seien besonders kreativ. Dies ist in gewisser Weise richtig,
denn die Ideenflut einer Manie oder Hypomanie kann tatsächlich viele
kreative Einfälle mit sich bringen und einen veritablen Schaffensrausch
hervorrufen. Über die Qualität dieser Einfälle ist damit aber noch
nichts ausgesagt. Vieles, was einem bipolar Betroffenen in der Hochphase
als geradezu genial erscheint, erweist sich später bei nüchterner
Betrachtung als nicht sehr wertvoll oder ist für andere schlicht nicht
nachzuvollziehen.
Nichtsdestotrotz gibt und gab es berühmte
bipolare Künstler, deren Werk möglicherweise gerade durch die Erkrankung
zu etwas ganz Besonderem wurde. Hier seien nur einige wenige genannt
und auch nur solche, bei denen die Diagnose „Bipolare Störung“ als
gesichert gilt:
- Robert Schumann
- Vincent van Gogh
- Virginia Woolf
- Sylvia Plath
- Ernest Hemingway
- Hermann Hesse
Die kreative Betätigung während einer manischen Episode kann nicht nur dazu beitragen, das bedrängende Übermaß an Energie und Einfällen zu kanalisieren und in eine konstruktive Richtung zu lenken. Der spätere Blick auf die in dieser Phase entstandenen Werke ermöglicht es einem selbst auch, das Empfinden eines inzwischen möglicherweise wieder fremd gewordenen Ichs nachzuvollziehen und vielleicht zu verstehen – ein Vorgang, der sicher nicht immer einfach ist. Ebenso kann nach dem Abklingen einer Manie oder Depression das Erlebte künstlerisch be- und verarbeitet werden, auch oder gerade wenn es sich um psychotische und schmerzhafte Erfahrungen handelte. Viele kreativ arbeitende bipolar Betroffene empfinden dies als befreiend und dem Verständnis der Erkrankung dienlich, und nicht ohne Grund werden in Kliniken Therapien angeboten, die auf musikalischem oder bildnerischem Ausdruck basieren.
(Quelle: DGBS)