Hypoaktives sexuelles Verlangen (HSDD) bei Männern und Frauen (deutsche Version)

Gemeinsamer Datenpool


HSDD (Hypoactive Sexual Desire Disorder) ist eine anerkannte sexuelle Dysfunktion, die durch anhaltenden oder wiederkehrenden Mangel an sexuellem Verlangen gekennzeichnet ist. Betroffene erleben wenig bis gar kein Interesse an Sexualität, was zu emotionalem Stress oder Beziehungsproblemen führen kann.


1. Symptome von HSDD

  • Kaum oder kein sexuelles Interesse über einen längeren Zeitraum.
  • Fehlen sexueller Fantasien oder Erregung.
  • Keine oder geringe Reaktion auf erotische Reize.
  • Negative Emotionen wie Frustration, Schuldgefühle oder Stress in der Partnerschaft.

🔹 Unterschied zwischen normaler Libido-Schwankung und HSDD:
Jeder Mensch erlebt Phasen mit weniger Lust. Entscheidend ist, dass bei HSDD der Libidoverlust anhaltend ist und Leidensdruck verursacht.


2. Ursachen von HSDD

Psychologische Ursachen

  • Depression & Angststörungen: Senken die Lust und können zu emotionaler Distanz führen.
  • Stress & Überlastung: Hohe berufliche oder familiäre Belastung kann sexuelle Energie verdrängen.
  • Beziehungsprobleme: Emotionale Konflikte oder fehlende Nähe mindern die Libido.
  • Negative sexuelle Erfahrungen: Traumata oder Schamgefühle können das Verlangen unterdrücken.

Hormonelle & körperliche Ursachen

  • Niedriger Testosteronspiegel (bei Männern und Frauen): Reduziert das sexuelle Verlangen.
  • Wechseljahre & Hormonumstellungen: Östrogen- und Testosteronabfall bei Frauen kann Lustlosigkeit verursachen.
  • Erkrankungen: Diabetes, Bluthochdruck, Schilddrüsenprobleme oder neurologische Störungen.

Medikamentöse Ursachen

  • Antidepressiva (SSRI, SNRI) → Dämpfen oft die Libido.
  • Hormonelle Verhütung (Pille, Spirale) → Senkt bei manchen Frauen das sexuelle Verlangen.
  • Blutdrucksenker & Beruhigungsmittel → Können die Libido und Erregbarkeit reduzieren.

3. HSDD bei Männern vs. Frauen

HSDD tritt bei beiden Geschlechtern auf, kann sich aber unterschiedlich äußern:

MerkmalMännerFrauen
Häufigkeit8–15 %10–30 %
Hormonelle EinflüsseTestosteronmangel, MedikamenteÖstrogen-/Testosteronmangel, Wechseljahre
Emotionale FaktorenLeistungsdruck, Angst vor VersagenBeziehungsdynamik, Selbstbild
Physische SymptomeLibidoverlust, evtl. ErektionsproblemeLibidoverlust, vaginale Trockenheit
Soziale EinflüsseMännlichkeitsdruck („immer Lust haben müssen“)Erwartung, „für den Partner verfügbar zu sein“

4. Was kann man gegen HSDD tun?

Psychologische & emotionale Ansätze

✅ Therapie & Beratung:

  • Paartherapie kann helfen, emotionale Blockaden zu lösen.
  • Psychotherapie zur Behandlung von Stress, Depression oder Angst.

✅ Stressmanagement & Achtsamkeit:

  • Meditation, Yoga oder Sport helfen, mentale Blockaden abzubauen.

✅ Offene Kommunikation in der Partnerschaft:

  • Druck rausnehmen: Keine Lust ist keine „Schwäche“.
  • Neue Reize setzen: Gemeinsame Erfahrungen, Fantasien besprechen.

Medizinische & hormonelle Ansätze

✅ Hormontherapie (bei nachgewiesenem Mangel):

  • Männer: Testosteronersatztherapie kann helfen.
  • Frauen: Testosteron oder Östrogen kann die Libido steigern.

✅ Medikamenten-Anpassung:

  • Alternative Antidepressiva (z. B. Bupropion statt SSRI) können Nebenwirkungen reduzieren.
  • Wechsel auf eine hormonfreie Verhütung bei Frauen, wenn die Libido durch die Pille beeinflusst wird.

✅ Spezifische Medikamente:

  • Flibanserin (Addyi) für Frauen vor der Menopause (nur eingeschränkt wirksam).
  • Bremelanotid (Vyleesi) als Libido-Booster für Frauen.
  • Testosteron-Gel oder -Sprays (bei hormonbedingtem Libidoverlust).

Lebensstil & natürliche Methoden

✅ Gesunde Ernährung:

  • Zink, Magnesium und Omega-3-Fettsäuren fördern Testosteron.
  • Kräuter wie Maca, Ginseng oder Tribulus Terrestris können die Libido anregen.

✅ Bewegung & Sport:

  • Erhöht Testosteron und Dopamin, verbessert das Körpergefühl.

✅ Digitale Detox & Stressreduktion:

  • Weniger Bildschirmzeit = mehr mentale Präsenz.

5. Fazit: HSDD ist behandelbar!

HSDD ist kein „dauerhafter Zustand“, sondern oft das Ergebnis von psychischen, hormonellen oder umweltbedingten Faktoren. Eine Kombination aus Medizin, Psychologie und Lebensstilveränderungen kann helfen, die Lust wiederzubeleben.

💡 Wichtig: Niemand „muss“ eine starke Libido haben. Entscheidend ist, ob der Zustand als belastend empfunden wird. Gesundheit und Zufriedenheit stehen im Mittelpunkt – nicht gesellschaftliche Erwartungen. 💙


Gemeinsamer Datenpool