
1️⃣ Einleitung
Katatonie ist ein schwerwiegendes neuropsychiatrisches Syndrom, das durch motorische, verhaltensbezogene und kognitive Störungen gekennzeichnet ist. Sie tritt häufig im Zusammenhang mit psychiatrischen Erkrankungen auf, insbesondere mit bipolaren Störungen und unipolaren Depressionen. Dieser Bericht beleuchtet die Merkmale, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Katatonie in diesen Kontexten.
2️⃣ Definition und Symptome der Katatonie
Katatonie ist durch eine Reihe von motorischen und psychischen Symptomen gekennzeichnet, darunter:
- Mutismus: Fehlende oder stark reduzierte Sprachproduktion.
- Stupor: Starre, unbewegliche Haltung, oft begleitet von fehlender Reaktion auf Reize.
- Katalepsie: Verharren in unnatürlichen Körperhaltungen.
- Wachsartige Flexibilität: Passive Bewegung der Gliedmaßen, die ihre Position beibehalten.
- Negativismus: Widerstand gegen Anweisungen oder passive Weigerung zu sprechen oder sich zu bewegen.
- Echopraxie/Echolalie: Unwillkürliches Nachahmen von Bewegungen oder Sprache anderer.
- Erregung: Plötzliche, scheinbar grundlose motorische Unruhe.
3️⃣ Katatonie bei bipolarer Störung
🔄 Katatonie in der manischen Phase
- Extreme motorische Erregung und Unruhe, oft mit ziellosem Verhalten.
- Erhöhte Impulsivität, schnelle Stimmungswechsel.
- Fehlende Einsicht in das eigene Verhalten.
😞 Katatonie in der depressiven Phase
- Schwere motorische Hemmung bis hin zum vollständigen Bewegungsverlust.
- Mutismus und extreme soziale Isolation.
- Starre Körperhaltung, fehlende Mimik.
4️⃣ Katatonie bei unipolarer Störung (Major Depression)
- Tritt häufig in schweren depressiven Episoden auf.
- Kann mit psychotischen Symptomen einhergehen.
- Patienten reagieren nicht auf Umweltreize und zeigen starke Bewegungsstarre.
- Kann zu lebensbedrohlicher Mangelernährung und Dehydrierung führen.
5️⃣ Ursachen und Mechanismen
🧠 Neurobiologische Faktoren
- Dysfunktion des GABA- und Dopaminsystems: Ungleichgewicht dieser Neurotransmitter trägt zur motorischen Erstarrung oder Erregung bei.
- Hirnstrukturelle Veränderungen: Studien zeigen Auffälligkeiten in der Funktion der Basalganglien und des Frontalhirns.
💡 Psychologische Faktoren
- Schwere psychische Belastung kann eine katatone Reaktion auslösen.
- Traumatische Erfahrungen oder emotionale Überforderung.
6️⃣ Diagnose und Differenzialdiagnose
- DSM-5 Kriterien erfordern das Vorliegen von mindestens drei katatonen Symptomen.
- Abgrenzung zu neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder Enzephalitis.
- EEG, MRT und Labortests helfen, organische Ursachen auszuschließen.
7️⃣ Behandlungsmöglichkeiten
💊 Medikamentöse Therapie
- Benzodiazepine (z. B. Lorazepam): Erste Wahl zur schnellen Lösung katatoner Symptome.
- Antipsychotika: Vorsichtiger Einsatz, da sie katatone Zustände verschlimmern können.
- NMDA-Rezeptor-Antagonisten (z. B. Amantadin): Erfolgreich bei therapieresistenter Katatonie.
⚡ Elektrokonvulsionstherapie (EKT)
- Sehr wirksam bei katatonen Zuständen, insbesondere wenn Benzodiazepine nicht ausreichend helfen.
- Besonders effektiv bei katatoner Depression oder therapieresistenter bipolarer Katatonie.
🏥 Supportive Maßnahmen
- Flüssigkeits- und Ernährungstherapie, um Mangelzustände zu vermeiden.
- Bewegungstherapie und Physiotherapie, um Muskelabbau und Kontrakturen zu verhindern.
- Psychotherapeutische Begleitung, sobald der akute Zustand abgeklungen ist.
8️⃣ Fazit
Katatonie ist eine schwerwiegende Komplikation bipolarer und unipolarer Störungen, die eine sofortige medizinische Intervention erfordert. Während Benzodiazepine oft schnell helfen, bleibt die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) die effektivste Methode bei schweren Fällen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist essenziell, um lebensbedrohliche Folgen zu verhindern und die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern.