
Eine bipolare Störung ist geprägt von extremen Stimmungsschwankungen zwischen manischen, hypomanischen und depressiven Episoden. Während die depressive Phase oft mit Einsicht und Leidensdruck verbunden ist, fehlt vielen Betroffenen in einer manischen Phase die Krankheitseinsicht vollständig. Das bedeutet, dass sie ihr eigenes Verhalten nicht als problematisch oder behandlungsbedürftig wahrnehmen – was für Angehörige und Partner eine emotionale Belastung und Herausforderung darstellt.
🧠 Warum fehlt die Krankheitseinsicht in der Manie?
In einer manischen Episode sind Betroffene meist in einem Zustand übersteigerter Euphorie, Hochstimmung oder Reizbarkeit. Sie haben oft das Gefühl, leistungsfähiger, kreativer oder sogar „erleuchtet“ zu sein. Die Selbstwahrnehmung ist verzerrt, was zu einer Unfähigkeit führt, eigene Verhaltensweisen kritisch zu reflektieren.
✔ Überhöhte Selbstwahrnehmung – Betroffene fühlen sich besonders leistungsfähig oder überlegen
✔ Verleugnung von Problemen – Fehlendes Bewusstsein für Risiken des eigenen Verhaltens
✔ Impulsivität – Spontane, unüberlegte Entscheidungen mit oft negativen Folgen
✔ Ablehnung von Hilfe – Medikamente oder Therapievorschläge werden als unnötig angesehen
📌 Das Gehirn ist in der Manie durch eine Überaktivität von Neurotransmittern wie Dopamin in einem Ausnahmezustand. Logische Argumente oder Konfrontationen bringen deshalb oft wenig Erfolg.
🚨 Die Herausforderungen für Angehörige & Partner
Eine fehlende Krankheitseinsicht kann zu schwerwiegenden Problemen im Alltag und in zwischenmenschlichen Beziehungen führen. Typische Herausforderungen für Angehörige sind:
❌ Risikoverhalten: Übermäßiges Geldausgeben, riskante Geschäfte oder unüberlegte Jobkündigungen
❌ Beziehungsprobleme: Plötzliche Entfremdung, Untreue oder übersteigerte Reizbarkeit
❌ Schlafmangel & Überlastung: Betroffene schlafen wenig und haben scheinbar endlose Energie
❌ Ablehnung von Hilfe: Therapieangebote oder Gespräche werden oft abgelehnt
❌ Gefährliche Situationen: In extremen Fällen kann es zu Selbstüberschätzung, Konflikten oder sogar psychotischen Symptomen kommen
📌 Als Angehöriger kann man sich schnell hilflos fühlen – doch es gibt Strategien, um mit der Situation umzugehen.
✅ Wie sollte man sich als Angehöriger oder Partner verhalten?
1. Ruhig bleiben & nicht konfrontieren
💡 In der Manie ist die Wahrnehmung verzerrt – direkte Konfrontation kann Widerstand verstärken. Stattdessen: ruhig und empathisch kommunizieren.
Statt: „Du bist krank und brauchst Hilfe!“
Besser: „Ich mache mir Sorgen um dich, weil ich dich anders kenne.“
2. Grenzen setzen
⚠️ Betroffene können in der Manie unangemessene Forderungen stellen oder riskante Entscheidungen treffen. Klare Grenzen helfen:
✔ „Ich kann dich nicht finanziell unterstützen, weil ich Verantwortung für uns beide trage.“
✔ „Ich liebe dich, aber ich mache nicht alles mit, was du gerade vorhast.“
3. Mitgefühl zeigen, aber nicht alles dulden
❤️ Verständnis ist wichtig, aber es darf nicht dazu führen, dass alles akzeptiert wird. Unterstütze, aber schütze auch dich selbst.
✔ „Ich verstehe, dass du dich gerade voller Energie fühlst, aber es gibt auch Risiken.“
✔ „Ich bin für dich da, aber ich werde nicht alles mitmachen.“
4. Unterstützung einholen & Notfallpläne haben
📌 Falls die Situation eskaliert, sollte man sich frühzeitig Hilfe holen:
✔ Therapeuten oder Psychiater kontaktieren (bei bekannten Bipolar-Erkrankungen)
✔ Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen aufsuchen
✔ Krisentelefon oder psychiatrische Dienste anrufen, falls akute Gefährdung besteht
5. Nach der Manie über Behandlung sprechen
📌 Während der Manie ist Einsicht oft nicht möglich – nach Abklingen der Episode jedoch eher. Das ist ein guter Zeitpunkt, um mit dem Betroffenen über die Erkrankung, Therapie und zukünftige Strategien zu sprechen.
💡 Fazit: Geduld & klare Kommunikation sind entscheidend
✔ Manische Episoden gehen oft mit fehlender Krankheitseinsicht einher
✔ Konfrontationen und Vorwürfe sind wenig hilfreich – ruhige Kommunikation ist besser
✔ Grenzen setzen schützt Angehörige und den Betroffenen selbst
✔ Professionelle Hilfe einholen, wenn Eigen- oder Fremdgefährdung besteht
📌 Mit der richtigen Strategie und Unterstützung kann man als Angehöriger helfen, ohne sich selbst zu überlasten. 💙