Cannabis-Konsum und Bipolare Störung

1. Einführung

Cannabis ist die weltweit am häufigsten konsumierte illegale Droge. Seine Hauptwirkstoffe, THC und CBD, beeinflussen das Endocannabinoid-System im Gehirn und damit Stimmung, Wahrnehmung und Kognition.
Für Menschen mit einer bipolaren Störung ist Cannabis-Konsum besonders riskant, da die Substanz direkt in die Stabilität von Stimmung und Denken eingreift.


2. Akuter Rauschzustand bei Bipolaren

  • Mögliche angenehme Effekte: Entspannung, Euphorie, veränderte Wahrnehmung.
  • Risiken:
    • Bei depressiver Phase: kurzfristige Stimmungsaufhellung, die aber schnell in verstärkte Antriebslosigkeitumschlagen kann.
    • Bei manischer Phase: Cannabis kann den Kontrollverlust verstärken (mehr Ideenflut, Reizbarkeit, Enthemmung).
    • Panikattacken oder Angstzustände können Phasenübergänge triggern.

3. Schädlicher Gebrauch & Abhängigkeit

  • Schädlicher Gebrauch (F12.1): bei Bipolaren oft Versuch der Selbstmedikation (z. B. „zum Runterkommen“ oder „gegen die Leere“).
  • Abhängigkeit (F12.2): Risiko deutlich erhöht, da Stimmungsinstabilität zu Konsum als Bewältigungsstrategieverleitet.
  • Entzugssymptome: Unruhe, Schlafstörungen, Reizbarkeit – können depressive oder manische Phasen verschlimmern.

4. Psychische Nebenwirkungen bei Bipolaren

  • Verstärkung der Instabilität: Cannabis wirkt wie ein „Verstärker“ – Hochs können höher, Tiefs tiefer werden.
  • Kognitive Einschränkungen: Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme erschweren Alltagsstruktur und Therapietreue (z. B. Medikamente regelmäßig einnehmen).
  • Stimmungsprobleme: Cannabis kann depressive Symptome verstärken und suizidale Gedanken begünstigen.

5. Cannabis-induzierte Psychosen

  • Symptome: Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Realitätsverlust.
  • Besondere Gefahr für Bipolare:
    • Cannabis kann eine manisch-psychotische Episode auslösen oder verschärfen.
    • Menschen mit Bipolarität haben ohnehin ein erhöhtes Risiko für psychotische Symptome – Cannabis kann dieses Risiko vervielfachen.
  • Langfristig: Gefahr, dass eine latente Schizophrenie oder schwer behandelbare Bipolarität getriggert wird.

6. Gesellschaftliche und therapeutische Aspekte

  • Viele Betroffene konsumieren Cannabis, um sich selbst zu regulieren – eine Form von Selbstmedikation.
  • Problem: kurzfristige Erleichterung, aber langfristig destabilisierende Wirkung.
  • Für Angehörige und Behandler wichtig: Verständnis zeigen, ohne zu verharmlosen. Aufklärung über Risiken kann helfen, Substanzgebrauch und Krankheitsverlauf gemeinsam zu reflektieren.

7. Fazit

Für Menschen mit bipolarer Störung ist Cannabis besonders riskant:

  • Es kann die Krankheitssymptomatik verstärken, Episoden häufiger und schwerer machen.
  • Abhängigkeit entsteht schneller durch die Versuche, Phasen zu kompensieren.
  • Das Risiko für psychotische Episoden steigt deutlich.

👉 Cannabis ist daher bei Bipolarität kein geeignetes Mittel zur Selbstmedikation, sondern eine Gefahr für Stabilität und Genesung.