Was ist eine Bipolar-I-Störung?

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Die Bipolar-I-Störung ist eine psychische Erkrankung, die durch extreme Stimmungsschwankungen zwischen manischen Episoden und depressiven Phasen gekennzeichnet ist. Sie gehört zu den bipolaren Störungen und ist die schwerwiegendere Form im Vergleich zur Bipolar-II-Störung.


1. Merkmale der Bipolar-I-Störung

1. Manische Episoden (Pflichtkriterium für Bipolar I)
✔ Extrem gehobene oder gereizte Stimmung über mindestens 7 Tage
✔ Übermäßige Energie und Aktivität
✔ Reduziertes Schlafbedürfnis (oft nur wenige Stunden oder gar nicht)
✔ Schnelles Denken und Reden („Gedankenrasen“) ✔ Größenwahn oder übersteigerter Optimismus
✔ Risikoreiches Verhalten (z. B. hohe Geldausgaben, riskanter Sex, Drogenkonsum)
✔ In schweren Fällen: Wahnvorstellungen oder Halluzinationen

Wichtig: Eine manische Episode kann so schwer sein, dass eine Krankenhauseinweisung notwendig wird.


2. Depressive Episoden (häufig, aber nicht zwingend erforderlich für die Diagnose)
❌ Tiefe Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit
❌ Verlust von Freude und Interesse
❌ Antriebslosigkeit, Erschöpfung
❌ Schlafprobleme (zu viel oder zu wenig)
❌ Konzentrationsprobleme, Entscheidungsschwierigkeiten
❌ Gedanken an Tod oder Suizid

Hinweis: Während eine manische Episode für eine Bipolar-I-Diagnose ausreicht, haben die meisten Betroffenen auch depressive Phasen.


3. Mögliche gemischte Episoden

  • Manische und depressive Symptome treten gleichzeitig oder schnell wechselnd auf
  • Z. B. extreme Energie und Unruhe, aber mit starken Schuldgefühlen und Suizidgedanken
  • Besonders hohes Risiko für Selbstverletzung oder impulsive Handlungen

2. Unterschiede zwischen Bipolar-I und Bipolar-II

MerkmalBipolar IBipolar II
Manische EpisodenJa, ausgeprägt, oft mit RealitätsverlustNur Hypomanie, keine volle Manie
Depressive EpisodenMöglich, aber nicht zwingendJa, häufige schwere Depressionen
Krankenhauseinweisung möglich?Ja, oft nötig wegen Psychose oder GefahrEher selten
Risikoverhalten?Sehr hoch (Geld, Drogen, riskante Entscheidungen)Meist moderat
Selbstwahrnehmung in Hochphasen?Oft kein ProblembewusstseinManchmal Einsicht in das Verhalten

3. Ursachen der Bipolar-I-Störung

Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt, aber wichtige Faktoren sind:

  • Genetische Veranlagung (familiäre Häufung)
  • Neurochemisches Ungleichgewicht (Serotonin, Dopamin, Noradrenalin)
  • Stress und belastende Lebensereignisse
  • Schlafmangel als möglicher Auslöser einer Manie
  • Substanzmissbrauch kann Episoden verstärken oder auslösen

4. Behandlung der Bipolar-I-Störung

Da Bipolar-I schwerwiegende Auswirkungen auf das Leben haben kann, ist eine langfristige Behandlung notwendig:

Medikamentöse Therapie

💊 Stimmungsstabilisatoren (z. B. Lithium, Valproat, Lamotrigin)
💊 Antipsychotika bei schwerer Manie (z. B. Quetiapin, Olanzapin)
💊 Antidepressiva (vorsichtig einsetzen, da sie eine Manie auslösen können)

Psychotherapie

🧠 Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) zur Erkennung von Stimmungsschwankungen
🧠 Psychoedukation: Wissen über die Krankheit hilft, Symptome früh zu erkennen
🧠 Familientherapie, um das Umfeld zu sensibilisieren

Lebensstil und Selbsthilfe

✅ Regelmäßiger Schlaf – unregelmäßiger Schlaf kann Manien auslösen
✅ Stressreduktion (z. B. Meditation, Achtsamkeit)
✅ Vermeidung von Drogen und Alkohol


5. Fazit

  • Bipolar-I-Störung ist eine schwere psychische Erkrankung, die durch Manien und oft auch Depressionengekennzeichnet ist.
  • Eine unbehandelte Manie kann zu großen sozialen, finanziellen und gesundheitlichen Problemen führen.
  • Behandlung ist lebenslang nötig, aber mit Medikamenten, Psychotherapie und Lebensstil-Anpassungen kann ein stabiles Leben möglich sein.

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